Frühlingshafte Wohnideen

Ein Zweites Leben für besondere Modus-Drehsessel – Stories

Ein Zweites Leben für besondere Modus-Drehsessel – Stories

Sie erlebten politische Geschichte und parlamentarischen Alltag: 120 Modus-Drehsessel, die seit 2004 im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtags standen. Tagtäglich hielten sie Abgeordnete in Bewegung – bei wechselnden Koalitionen, hitzigen Debatten und langwierigen Abstimmungen. Nach zwanzig Jahren im Dienst wurden die Stühle im Oktober 2024 außer Betrieb genommen und durch das Wilkhahn-Konferenzsesselprogramm Intra ersetzt. Die Modus-Stühle nahm der Hersteller zurück und ließ sie im eigenen Werk als Sonderedition aufarbeiten. Damit kann für jeden der 120 Stühle eine zweite Lebensphase beginnen – sichtbar gezeichnet von ihrer Geschichte, funktional wie neu.

Refurbishment statt Neuproduktion
Demontiert, gereinigt, geprüft, neu gepolstert und wieder zusammengebaut: Das Wilkhahn-Team hat jedes Exemplar vollständig überholt. Rückenrahmen, Sitzschale, Armlehnen und Fußkreuz blieben erhalten. Die mechanische Grundkonstruktion wurde überprüft, die Gasdruckfeder ersetzt. Der neue Sitzbezug besteht aus dem Recyclingtextil „Oceanic“, das vollständig aus Plastikmüll gefertigt wird – darunter Fischernetze und PET-Flaschen. Für ein angenehmes Sitzklima sorgt eine Lage atmungsaktiver Schafwolle unter dem Bezug. Auch die transluzente Rückenbespannung wurde erneuert, samt eingenähter Griffzone mit geprägtem Leder. Jeder Sessel trägt nun eine nummerierte Plakette, die seine Herkunft im Landtag belegt.

Design, das lange trägt
Der Modus wurde 1994 von Klaus Franck und Werner Sauer entworfen – als Bürostuhl mit klarer Linie und nachhaltiger Konstruktion. Die Rückenlehne passt sich durch ihre Flexibilität automatisch an unterschiedliche Sitzhaltungen an. Charakteristisch sind die Taillenausschnitte, die für Luftzirkulation sorgen, sowie die filigranen Schwenkarme aus Aluminium-Druckguss. Die mechanische Verbindung von Rücken, Sitz und Gestell erfolgt über nur acht Schrauben – ohne Verklebungen, ohne Materialmix. Dieses Prinzip erleichtert Reparaturen, verlängert den Produktlebenszyklus und spart Ressourcen. Bereits 1996 wurde Wilkhahn für diesen Designansatz mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

Ein Möbelstück mit Haltung
Die Sonderedition ist naturgemäß auf 120 Exemplare limitiert. Sie zeigt, was langlebiges Design leisten kann – ökologisch und kulturell: Der CO₂-Fußabdruck ist im Vergleich zur Neuproduktion um 69 Prozent niedriger. 55 Prozent der verbleibenden Emissionen entfallen auf das natürliche Schafwollvlies. Wer einen dieser Stühle erwirbt, erhält ein voll funktionstüchtiges Original mit dokumentierter parlamentarischer Biografie – und ein Zeichen für Gestaltungsqualität, die Generationen überdauert. Das Wilkhahn Refurbishment ist als Service- und Reparaturleistung Teil des umfassenden Umweltprogramms von Wilkhahn, das seit 2001 jährlich durch EMAS zertifiziert wird.

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