Frühlingshafte Wohnideen

Kindgerechter Schulneubau in Spanien von Gradolí & Sanz – Projekte

Kindgerechter Schulneubau in Spanien von Gradolí & Sanz – Projekte

Jedes Kind ist neugierig und möchte lernen, davon war die italienische Ärztin und Pädagogin Maria Montessori (1870-1952) überzeugt. Wann und auf welche Weise sich Kinder dem Stoff nähern, soll ihnen in den Kindergärten und Schulen, die Montessoris Leitbild folgen, weitgehend selbst überlassen werden. In auf Frontalunterricht ausgerichteten Klassenzimmern funktioniert das nur bedingt. Deshalb plante das spanische Architekturbüro Gradolí & Sanz die englischsprachige Imagine Montessori School in Paterna in der Provinz Valencia ohne Pult und Tafel. Stattdessen stehen in dem nachhaltigen Neubau der Bezug zur Natur und das pädagogische Konzept im Vordergrund.

Bewaldeter Schulweg
Das Gebäude befindet sich in einem Wohngebiet. Kein einschüchterndes Schultor empfängt die Abc-Schütz*innen. Stattdessen nähern sie sich auf erhöhten Holzstegen durch einen Kiefernwald dem Schulhaus, das über einen weiten Platz auf der Westseite erschlossen wird. Nach Osten hin erstreckt sich ein Spielplatz. Aufgrund seiner S-Form ist die Natur im Bau immer präsent, denn die Fenster sind zum Wald und der benachbarten En Dolça Schlucht hin ausgerichtet. Die Landschaft wird zum eigentlichen Lernraum.

Sanfter Übergang
Jeder Klassenraum hat einen Eingangsbereich mit Schließfächern und Bänken, wo die Kinder Schuhe und Jacken ablegen können. Ein niedriger Bogen in der Wand markiert einladend den Übergang in den Lernraum. Die Klassenzimmer sind in fünf Bereiche gegliedert, die sich unterschiedlichen Themen widmen: den Sinnen, dem praktischen Leben, den Kulturwissenschaften, der Sprache und der Mathematik. Zwischen diesen Angeboten können sich die Kinder frei bewegen. Jede Klasse hat Zugang zu einer eigenen überdachten Terrasse mit einem Amphitheater, einem Wasserbrunnen und einem Laubbaum, an dem die Schüler*innen den Wechsel der Jahreszeiten ablesen können. Der Flur, der die Gruppenräume erschließt, ist gleichzeitig als Ort der Begegnung gedacht. Nischen, Balkone und Stege geben Gelegenheit zum Spielen und Arbeiten.

Kindgerechter Maßstab
Die Architekt*innen nahmen bei der Planung die Perspektive der späteren Nutzer*innen ein. Mit Verstecken unter den Treppenabsätzen oder Fensterplätzen in Bodennähe schufen sie kleine Orte, die den Kindern vorbehalten sind. Dieser Ansatz zeigt sich auch auf dem Außengelände. Zwischen naturbelassenen Hügeln dienen Wurzeln und Äste als Spielzeug und Baumaterial für Höhlen, Treppen oder Rutschen. Statt gepflegtem Grün und durchdesignten Spiel- und Sportplätzen finden die Schüler*innen echte Natur vor und können ihre Spielumgebungen selbst gestalten – bis der nächste Regenguss das Gelände womöglich vollständig verändert.

Natürliche Materialien
Möglichst naturnah fiel auch die Wahl der Materialien aus. Abgesehen von Beton für das Fundament und Stahl für ausgewählte Säulen und Geländer, verwendeten die Architekt*innen hauptsächlich gebrannten Lehm und Holz. Sowohl die 60 Zentimeter dicken tragenden Wände aus Lochziegeln als auch die massiven Ziegelgewölbe und -böden bringen die raue Schönheit des Materials zum Ausdruck. Sie passt zu Dachpaneelen, Trennwänden und Einbauten aus Holz. Die Naturmaterialien sowie eine natürliche Ventilation bewirken ein gesundes Raumklima. Ein begrüntes Dach schirmt die Schule vor Hitze und Regen ab, verbessert die thermische Leistung und fügt sie nahtlos in die Landschaft ein.

Die durchdachte Planung des Neubaus entstand im Einklang mit dem pädagogischen und ökologischen Konzept der Privatschule.

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