Frühlingshafte Wohnideen

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk – Projekte

Familienwohnung von Jan Lefevere in Kortrijk – Projekte

Viele Jahre stand das schmale Reihenhaus in der Innenstadt von Kortrijk leer. Nachdem ein Zahnarzt seine 1962 gegründete Praxis geschlossen hatte, nutzte er das Reihenhaus als große Abstellkammer und gab es schließlich dem Verfall preis. Das lag auch an den ungünstigen Lichtverhältnissen. Ein benachbarter Neubau nahm den Räumen die Sonne.

Ein Raumopfer für mehr Licht
Um das Problem zu lösen, baute der Architekt Jan Lefevere, der in Kortrijk das auf Umbauten spezialisierte Büro KAAI 7 leitet, ein maßstabsgetreues Modell der Umgebung mit dem Reihenhaus und allen benachbarten Gebäuden. Auf diese Weise konnte er untersuchen, wie tief die Lichtstrahlen in das Haus eindringen. Diese Betrachtungsweise brachte ihn auf die Idee, es auf allen Ebenen zu öffnen. Ein neues Oberlicht dient nun als Einfallstor für die Sonnenstrahlen. Indem Jan Lefevere die Betonplatte über Küche und Wohnbereich öffnete, lenkte er das Licht bis in das Erdgeschoss. Das bedeutete zwar, dass er auf ein Zimmer verzichten musste, doch dieses Opfer wollte der Architekt und Bauherr gerne in Kauf nehmen. „Sowohl statisch als auch ästhetisch war das eine Herausforderung, denn die Betonplatte trägt einen großen Teil des bestehenden Hauses“, sagt er.

Anbau zum Garten hin
Was als Zimmer über der Küche verloren ging, baute Jan Lefevere nach hinten an. Er erweiterte die Küche um ein Wohnzimmer in Richtung Garten. Durch ein überdimensionales Rundfenster fällt auch vertikal Licht in das Haus. Schiebefenster lassen die Grenze zwischen innen und außen verschwimmen. Der Stadtgarten wird zu einem Teil des Raums, zu einem grünen Rückzugsort inmitten der dicht bebauten Innenstadt – mit durchdachter Bewässerung: Ein Regenwassertank aus Beton sammelt das Wasser und wird über ein Stahlrohr gefüllt. Mit der Zeit wird das Grün des Gartens die gesamte Rückfassade einnehmen und „verschlucken“.

Zirkulärer Materialeinsatz
Viele alte Elemente – wie Treppe, Waschbecken, Leuchten und die Schrankpaneele – erhielten einen neuen Platz im Haus. „Bei der Restaurierung des Treppenhauses kam der Original-Ortbeton zum Vorschein, der eigentlich gar nicht sichtbar sein sollte“, berichtet Jan Lefevere. „Wir waren von den Abdrücken der Holzschalung angetan und haben sie im neuen Beton nachgebildet, sodass nicht immer klar ist, was original ist und was später hinzugefügt wurde.“ Beim Umbau fanden er und sein Team noch mehr Schätze, wie die Glasbausteine Lumax, die von Le Corbusier und Charlotte Perriand entworfen wurden. Freigelegt und restauriert bilden sie nun eine transparente Zwischendecke.

Farbiger Ausbau
Die Verbindung aus Alt und Neu führt zu einem spannenden Materialmix. Sperrholzplatten verkleiden Wände, Einbauten und die Küche. Sie bilden einen Kontrast zum rohen Beton der Decken und Wände. Weitgehend lässt Jan Lefevere die Materialien für sich sprechen. Farben setzt er reduziert ein: Das Blau von Böden, Vorhängen und Fensterrahmen nimmt den Ton der vorderen Fassade auf. Altrosa Vorhänge, Rahmen und Türen setzen im hinteren Teil der Wohnung Akzente. Die Farbwahl für die Sperrholzplatten wurde von der bestehenden Treppe inspiriert.

In einem Gebäude, das andere als hoffnungslosen Fall abgetan hätten, sah Jan Lefevere wertvolles Potenzial. Mit komplexen Eingriffen verwandelte er den tristen Bestand in eine helle, einladende Familienwohnung. Von außen sind die Eingriffe kaum sichtbar – und so passt das Haus weiterhin gut in die Umgebung.

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