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„Bernhards Welt“ – Digital Detox oder Folter? Frag Mutti

Am 8. jeden Monats ist bei Frag Mutti „Bernhard-Zeit“. Schließlich ist es unfair, wenn ihr uns immer wieder Einblicke in euer Leben gewährt – die uns sehr ehren – aber ihr nicht wirklich viel über uns wisst. Der Frag Mutti-Chef ändert das und verrät mit „Bernhards Welt“ Tipps und Anekdoten aus seinem Privatleben.
Neulich passierte das Unfassbare: Die Schule meiner Töchter verhängte ein Smartphoneverbot. Kein TikTok in der Pause, kein WhatsApp unter der Bank, nicht einmal ein schneller Blick auf den Sperrbildschirm, um sicherzugehen, dass man noch existiert. Für meine 14-jährige Tochter war das in etwa so, als hätte man ihr mitgeteilt, dass ab sofort nur noch Rauchzeichen und Brieftauben zur Kommunikation erlaubt sind.
Natürlich begrüßte ich diese Maßnahme mit einer Mischung aus pädagogischem Stolz und leiser Schadenfreude. Endlich Digital Detox, direkt an der Frontlinie! Kein Scrollen mehr bis zur Netzhaut-Erosion, kein Gekicher über TikTok-Videos im Unterricht – vielleicht würden die Kinder ja sogar anfangen, wieder miteinander zu reden! Leider wurde meine Euphorie jäh gebremst, als meine Tochter mir beim Abendessen demonstrativ ein selbstgebasteltes Plakat mit der Aufschrift „Smartphones sind auch Menschenrechte!“ präsentierte.
Doch je länger ich über das Verbot nachdachte, desto mehr wurde mir klar: Vielleicht brauchen nicht nur Kinder eine Pause davon, ständig online zu sein. Vielleicht sollten auch wir Erwachsenen gelegentlich den „Flugmodus“ aktivieren – für Hirn, Herz und Akku. Denn wenn man im Café sitzt, und die Hälfte der Gäste fotografiert erst mal ihren Latte Macchiato wie ein seltenes Naturphänomen, wird klar: Wir sind alle ein bisschen lost im WLAN.
Vielleicht ist das Verbot an der Schule also gar kein Rückschritt, sondern ein zaghafter Schritt zurück zur Realität. Zu Gesprächen, Blickkontakt – und dem verstörenden Gefühl, einfach mal nicht erreichbar zu sein. Und wer weiß: Vielleicht entdecken die Kinder ja sogar wieder die geheimnisvolle Welt außerhalb des Displays. Bäume. Bücher. Menschen. Oder wenigstens den Hausaufgabenheft-Eintrag, der vor dem nächsten Elternabend warnt.
Wie steht ihr zum Thema Smartphone-Nutzung? Kommt ihr noch ohne den Supercomputer in der Hosentasche aus? Oder seid ihr ohne nicht mehr überlebensfähig?