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Interview mit Jonas Pettersson von Form Us With Love – Menschen

Das Briefing einer Möbelmarke ist meist der Auftakt für die Zusammenarbeit mit externen Designer*innen. Inwiefern war das bei Center Center anders?
2021, also noch während der Pandemie, sind wir mit FUWL in ein neues Büro gezogen. Die Räume sind sehr offen mit Fenstern zu drei Seiten, was fantastisch ist. Wir haben Möbel gesucht, um die Fläche möglichst flexibel zu unterteilen, ohne Wände ziehen zu müssen. Gleichzeitig brauchten wir Stauraum. Weil wir auf dem Markt nichts Passendes fanden, probierten wir es mit eigenen Entwürfen und ließen sie von einem Hersteller in Schweden produzieren. So entstanden die ersten Prototypen von Center Center.
Wie ging es dann weiter?
String Furniture hatten wir als Unternehmen schon lange auf dem Schirm. Wir bewundern die Marke für ihr reiches Erbe und dafür, wie sie es schafft, dieses in einen industriellen Maßstab zu übertragen. Die Kombination von Kultur und Industrie fasziniert uns, wir teilen die gleichen Werte. Über die Jahre hinweg waren wir miteinander im Dialog, aber wir hatten nie das richtige Projekt oder sie nicht den richtigen Auftrag. Bei Center Center war das anders. Wir spürten, dass es ein Stück weit die gleiche DNA hat wie ihr ursprüngliches String System, wenn auch auf eine ganz andere Weise.
Worin bestehen diese Ähnlichkeiten?
Genau wie das String System lässt sich Center Center einfach verändern und erweitern. Über ein einfaches Lochmuster zu beiden Seiten lassen sich Elemente horizontal und vertikal ergänzen. Es dauerte dann noch etwa ein Jahr, bis wir die Kollektion zusammen mit String Furniture zur Marktreife gebracht hatten. Dass das Produkt bei uns bereits im Einsatz war, hat es leichter gemacht, als wenn wir von einem weißen Blatt aus gestartet wären. 2024 haben wir Center Center dann offiziell auf der Orgatec vorgestellt, bei den 3daysofdesign war es ebenfalls schon zu sehen.
War Stahl von Anfang an das Material der Wahl?
In der Zeit unseres Umzugs besuchten wir eine Fabrik, die Spinde für Umkleideräume herstellt. Sie hatten eine sehr hohe Qualität und viel Erfahrung beim Stanzen, Falten und Schweißen von Metall. Das passte zu unseren Ideen. Und so haben wir unsere Bedürfnisse mit ihren Möglichkeiten abgeglichen. Das Material bringt viele Vorteile mit sich: Es ist dünn, gleichzeitig sehr stabil, steif und stark, was das Zusammenbauen erleichtert. Vermutlich wäre es ein ganz anderes Produkt geworden, wenn wir beispielsweise eine Holzwerkstatt besucht hätten.
Wie erfolgte die Auswahl der Farben?
Das ist nicht ganz mein Aufgabenbereich, meine Kollegin Hye Jin Ahn kümmert sich um diese Dinge. Aber wir haben uns als Team natürlich darüber ausgetauscht, wie wir mit diesem Material umgehen. Der harte Eindruck wird durch die Perforierung etwas abgemildert, das Produkt wirkt aber dennoch sehr industriell. Es ging also darum, etwas Weichheit und Wärme in das Design zu bringen. Wir haben die neun Grundfarben so ausgewählt, dass sie sich untereinander gut kombinieren lassen. Es gibt außerdem die Möglichkeit individueller Lackierungen. Langlebigkeit war ein weiteres Thema. Das gilt nicht nur für die Qualität, sondern auch für die Ästhetik. Die Möbel sollen nicht trendy wirken, sondern zeitlos. Das macht sie letztlich auch nachhaltig. Es gibt die Möglichkeit, die Elemente nachzulackieren. Am Ende der Nutzungszyklen lässt sich das Metall wieder in den Wertstoffkreislauf zurückführen.
Inwiefern steht der Entwurfsprozess stellvertretend für andere Designprojekte von FUWL?
Als wir vor zehn Jahren in unser früheres Büro zogen, hatten wir ein Problem mit der Akustik in den Räumen. Wir entwickelten eigene Produkte, um sie zu verbessern, und haben dafür dann sogar ein Unternehmen gegründet. Im Grunde war das eine ähnliche Ausgangssituation. Bei jedem unserer Designs versuchen wir immer zu verstehen, welche Art von Problem wir lösen können. Anstatt eine bestimmte Ästhetik oder eine Idee zu verfolgen, versuchen wir, sehr rational zu sein. So war es auch bei Center Center. Wenn man etwas für sich selbst löst, kann es auch für andere relevant sein. Das haben wir an den Reaktionen der Menschen gemerkt, die in unser Studio kamen. Da kam oft die Frage: Oh, was ist das? Sie waren neugierig und wollten mehr wissen. Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten.
Es klingt, als wärt Ihr überzeugt von der Wichtigkeit des physischen Büros, auch in Zeiten von Homeoffice und Videocalls.
Ja. Trotz dieser Möglichkeiten glauben wir daran, dass es gut ist, sich persönlich zu treffen. Wenn wir dieses Interview online führen, funktioniert das natürlich gut. Auch Meetings oder Präsentationen könnten wir auf diese Weise abhalten. Vieles geht allerdings verloren: die kleinen Gespräche, Witze oder das freie Assoziieren zu Fragen wie „Was wäre wenn“. So etwas stößt oft Ideen an. Dann heißt es: Oh, das wäre eigentlich keine dumme Idee, da steckt etwas sehr Interessantes drin. Oder man sieht die Arbeit von jemandem und entdeckt darin etwas Neues, Nicht-Intendiertes. So etwas funktioniert online nicht wirklich. Für uns als kleines Unternehmen mit acht Leuten war das neue Büro eine große Investition, die sehr wichtig ist für unsere Zukunft. Es geht nicht um Quadratmeter und Effizienz, sondern eher um die „weichen“ Werte. Wir arbeiten nicht nur in unserem Büro, sondern nutzen es auch für Veranstaltungen oder Ausstellungen.
Mit Center Center können wir verschiedene Settings schaffen.Welches Produkt würdest Du gerne in Zukunft gestalten?
Ehrlich gesagt, denken wir selten über Produkte nach, sondern eher darüber, mit wem wir gerne zusammenarbeiten würden. Denn der Gestaltungsprozess ist lang, er dauert ein bis zwei Jahre. Da sollte man von angenehmen Menschen umgeben sein, mit denen man ein ähnliches Verständnis für Design teilt.