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Tuckey Design Studio verwandelt ein Wohnhaus am Comer See – Projekte

Erst im vergangenen Jahr, anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Büros, hat sich Jonathan Tuckey Design zu Tuckey Design Studio umfirmiert und neben dem Londoner Hauptsitz eine zweite Dependance im Schweizer Andermatt eröffnet. Prompt entstand ein sehenswertes Projekt am nicht weit entfernten Comer See.
Vollständige Verwandlung
In Hanglage und idyllischer Umgebung stand am Seeufer eine vom Verfall gezeichnete Betonstruktur, die von den Planer*innen neu gegliedert und mit verschiedenen lokalen Materialien kontrastiert wurde. Anstatt bei dem Umbau behutsam auf den Bestand zu reagieren, beschreibt Elena Aleksandrov von Tuckey Design Studio die alte Bausubstanz als „leere Leinwand, bei der wir uns mehr von der Landschaft und dem Kontext inspirieren lassen konnten, als von der uninspirierten Betonhülle“. Hochwertige Oberflächen aus Eichenholz und Marmor, transluzente Wollvorhänge und maßgefertigte Einbauten verwandelten die schroffe Betonhülle in ein wohnliches Ambiente. „Die Innenräume sind eine Hommage an die lokale Materialität und das Kunsthandwerk in der Lombardei, indem sie die vorhandenen Betonuntersichten und -wände einrahmen und abmildern“, sagt Aleksandrov.
Klare Teilung
Das Gebäude teilt sich in einen langen, rückseitigen Trakt mit den privaten Schlafräumen und Bädern und einen vorgelagerten, räumlich abgesetzten Bau, der als Einraum für Wohnen, Essen und Küche konzipiert ist. Die exponierte Anordnung dieses gemeinschaftlichen Aufenthaltsraums wird durch eine markante Zäsur – ein Glasgang zwischen beiden Gebäudeteilen – verstärkt. Beim Durchqueren des Wohnhauses wird die räumliche Veränderung somit bewusst wahrgenommen: Man verlässt den Rückzugsort und tritt in den offenen Gemeinschaftsbereich ein, von wo sich ein atemberaubender Blick auf das Bergpanorama der gegenüberliegenden Seeseite bietet.
Bereichernde Kontraste
In der Ausgestaltung der Innenräume wurde viel Wert darauf gelegt, die dominanten Betonflächen zu verkleiden oder in ihrer Wirkung abzuschwächen. Dabei kommen vor allem Verkleidungen und Einbauten aus Eichenholz, Oberflächen aus Naturstein und strukturierte Textilien zur Anwendung, die in Qualität und Farbe die umgebende Landschaft referenzieren. Ein langer Küchenblock mit Einfassung aus weißem Marmor bildet eine starke Längsachse. Passend dazu wurden weiße Marmorfliesen intarsienartig in den Estrich eingelegt und schaffen – ähnlich wie ein Teppich – verschiedene Zonen innerhalb des Einraums. Kleine Mosaikfliesen wurden unterhalb des Esstischs verwendet und größere Fliesen markieren den Wohnbereich. Auch in den Bädern findet sich dieses Gestaltungselement wieder. Holzverkleidungen an Decke, Wand und Boden erzeugen eine warme, schützende Atmosphäre in den Schlafräumen. Am eindrucksvollsten sind die überraschenden Materialkombinationen, die den Charakter der jeweiligen Materialien umso mehr unterstreichen, wie die glatt polierte Oberfläche einer grünen Marmorsäule, die gegen die raue Betondecke stößt. Auch die Möbel – beispielsweise die Esszimmerstühle, Designklassiker von Jean Prouvé – sind in das Spiel der Materialkontraste eingebunden.