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Sommerferien früher vs. heute: So sehr hat sich Kindheit verändert

Sommerferien früher vs. heute: So sehr hat sich Kindheit verändert

Damals bedeuteten Sommerferien für mich endlose Freiheit, klebrige Eisfinger, dreckige Knie und Eltern, die irgendwo am Grill standen, während man selbst barfuß mit 10 anderen Kindern über den Zeltplatz rannte. Heute sehen unsere Familienurlaube oft anders aus, irgendwie durchgeplant, organisiert und auch möglichst ‚instagramtauglich‘.

Zeit, einmal genau hinzuschauen: Wie haben sich die Sommerferien unserer Kinder im Vergleich zu damals wirklich verändert? Und was macht das mit unserer Vorstellung von Kindheit?

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Tatsächliche vs. gefühlte Ferienzeit

Die Sommerferien in Deutschland sind seit Jahrzehnten ziemlich konstant – je nach Bundesland zwischen sechs und sieben Wochen. Doch während ich in meiner Kindheit diese Zeit fast endlos fand, klagen meine Kinder heute manchmal, dass die Ferien „so schnell vorbei“ sind. Warum ist das so?

Ein Grund könnte sein, dass wir früher unsere Ferien oft in einer einzigen Umgebung verbrachten. Wer Glück hatte, fuhr zwei Wochen ans Meer oder auf einen Campingplatz. Den Rest der Zeit stromerte man zu Hause herum, übernachtete bei Freund*innen, ging ins Freibad, fuhr mit dem Rad an den See. Und manchmal zogen sich die Tage dadurch wie Kaugummi, weil es so gar nichts zu tun gab.

Heute dagegen sind Ferien für viele Familien ein eng getaktetes Projekt: erst zwei Wochen Strandurlaub, dann noch ein Städtetrip, vielleicht eine Woche bei den Großeltern. Alles, damit bloß keine Langeweile aufkommt!

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Kinder von heute sind es außerdem gewohnt, dass Freizeitangebote ständig verfügbar sind. Damals musste man sich mit sich selbst, Freund*innen oder Geschwistern beschäftigen – heute warten überall Ferienprogramme, Workshops, Freizeitparks, Trampolinhallen und Go-Kart-Strecken. Langeweile entsteht bei unseren Kindern heute eigentlich nur noch, wenn das WLAN streikt.

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Reisen damals und heute

Die Art, wie wir Urlaub machen, hat sich auch enorm verändert. Während meine Eltern mit uns in den 80ern und auch noch 90ern meist mit dem Auto an die Ostsee zu einem kleinen Ferienhaus fuhren, jetten Familien heute viel häufiger ins Ausland.

Laut Statistischem Bundesamt sind die beliebtesten Reiseziele der Deutschen Spanien, Italien und die Türkei. Aber auch Fernreisen erfreuen sich in den 6 Wochen Sommerferien immer größerer Beliebtheit. Das Flugzeug war 2024 das beliebteste Verkehrsmittel der Deutschen für Auslandsreisen.

Es ist also wenig verwunderlich, dass unsere Erwartungen an einen Urlaub enorm gestiegen sind. Er soll Erholung bieten, aber bitte auch Abenteuer, Kultur, Kinderanimation, Wellness und gutes Essen für alle haben. Das erzeugt Druck, nicht nur bei uns Eltern, sondern auch schon bei den Kindern. Statt ziellos am Strand Muscheln zu suchen, stehen oft Programmpunkte im Urlaub an, wie der Besuch eines Wasserparks oder eine Stadtführung.

Wie Kinder die Welt entdecken

Und noch eine Sache hat sich massiv verändert: der Bewegungsradius der Kinder. Früher fuhren wir mit dem Fahrrad viele Kilometer bis ins nächste Dorf, um die große weite Welt zu erkunden. Unsere Eltern waren entspannter, Straßen oft ruhiger und Handys gab es nicht.

Wir verschwanden morgens, tauchten manchmal zum Mittagessen auf und kamen zum Abendessen schließlich nach Hause. Und heute? Bewegen sich unsere Kinder im Urlaub genau so weit, wie wir Erwachsenen es zulassen.

Natürlich hat das Gründe: Es gibt mehr Verkehr und ganz andere Sicherheitsbedenken. Aber auch die Digitalisierung spielt eine Rolle. Statt mit Freund*innen draußen rumzustromern, zocken manche Kinder stundenlang am Handy. Auch im Ferienhaus am Meer. Das heißt nicht, dass Ferien deshalb schlechter sind. Aber sie sind anders. Spontanität und Freiraum sind oft durchgetakteten Tagesplänen und digitaler Ablenkung gewichen.

Warum wir uns manchmal selbst im Weg stehen

Ich bin genau so ein Elternteil, dass sich vom Urlaub verspricht, dass die Kinder etwas sehen, lernen und erleben. Dass wir bloß keine Zeit verschwenden, schließlich sind wir nur kurz an diesem einen Ort. Dabei war es doch in meiner Kindheit das Nichtstun, das die Sommerferien so besonders gemacht hat. Es gab keinen Termindruck und keine To-do-Liste.

Kinder brauchen Leerlauf, um kreativ zu werden. Um zu träumen, sich zu langweilen und daraus eigene Ideen zu entwickeln. Und der Sommer bietet dafür die perfekte Umgebung. Stattdessen stopfen wir Programme in die Ferien, die für uns doch oft mehr Stress als Erholung bedeuten.

Was können wir uns von früher zurückholen?

Ganz ehrlich glaube ich nicht, dass wir die Zeit zurückdrehen müssen und das will ich auch gar nicht. Ich liebe es, mit meinen Kindern neue Orte zu entdecken. Ich mag es, mit ihnen in den Flieger zu steigen, ihnen fremde Sprachen und Kulturen zu zeigen. Aber vielleicht können wir uns eine Portion „früher“ zurückholen und mehr Zeit ohne Plan, ohne WLAN und ohne Entertainment zulassen.

Vielleicht reicht es, mal wieder den alten Campingkocher auszupacken und eine Nacht unter freiem Himmel zu schlafen. Oder einfach zu Hause zu bleiben, den Garten zum Abenteuerschauplatz zu erklären und abends so lange draußen zu sitzen, bis die Mücken uns verjagen. Ferien müssen nicht spektakulär sein, um unvergesslich zu werden.

Es sind nicht die durchgetakteten Ausflüge oder die perfekte Hotelanlage, an die sie sich erinnern, sondern die Freiheit, die kleinen Pannen und die ungeplanten Momente.

Vielleicht ist es das, was wir unseren Kindern in den Ferien am meisten schenken können: Zeit und Freiheit. Und das gute Gefühl, dass sechs Wochen immer noch ziemlich lang sein können, wenn wir es wollen.

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